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Nautik studieren

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16.06.2022
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Wer Nautik studiert, hat immer noch Chancen gleich nach dem Studium einen gut bezahlten Arbeitsplatz zu finden – auf See oder auf dem Festland. Voraussetzung: Gute Mathekenntnisse, gute Englischkenntnisse, eine hervorragende Grundkondition und ein belastbares Gemüt. Und möglicherweise die Bereitschaft, dauerhaft im Ausland zu arbeiten.


1. Kurz + knapp: Nautik studieren

Manche Grundzüge sind mit einem Ingenieur Studium vergleichbar, dazu kommen allerdings natürlich noch Nautik spezifischere Themen. So erwarten dich eine Kombination aus Mathe, Physik, Chemie, BWL, Maschinentechnik, Meteorologie – und natürlich Navigation.

Kapitän*innen verdienen mit ca. 6.643€ bis 8.491 € brutto, nach den 2021 aktualisierten Heuerverträgen weit über dem bundesdeutschen Durchschnittseinkommen.

Ja, auch dann kann sich ein Nautik Studium lohnen. So kannst du beispielsweise im Logistik- und Speditionsgewerbe, als Sachverständige oder Gutachter*innen, als Inspektor*innen in Reedereien, als Lots*innen oder beim Zoll eine Stelle finden.

Du solltest grundsätzlich körperlich fit sein, ein gutes Grundverständnis von Naturwissenschaften und Mathematik besitzen und die Englische Sprache fließend beherrschen. Die Hochschulen, die Nautik anbieten, haben allerdings allesamt keinen NC. Also volle Kraft voraus!


2. Voraussetzungen und Studieninhalte

Zwar haben die angebotenen Studiengänge keinen NC und sind somit zulassungsfrei. Wenn du dich an einer dieser Hochschulen bewerben möchtest, solltest du allerdings trotzdem ein paar Voraussetzungen mitbringen: Die Hochschul- oder Fachhochschulreife, eine exzellente körperliche und seelische Gesundheit und eine Affinität zu Wirtschafts- und Naturwissenschaften.

Denn die Nautik ist die Wissenschaft und Lehre von der Führung eines Schiffs. Also von der Technik und Organisation, um einen Dampfer sicher durch die sieben Weltmeere zu navigieren. Das Nautik Studium ist dementsprechend ein klassisches Ingenieurstudium: Auf dem Lehrplan stehen Mathe, Physik, Chemie, BWL, Maschinentechnik, Meteorologie – und natürlich Navigation. Daneben werden auch verschiedene Rechtsveranstaltungen, Gesundheitspflege oder maritimes Englisch gelehrt.


3. Wo kann Nautik studiert werden?

Du kannst Nautik an wenigen Hochschulen in Deutschland studieren. Das Studienangebot ist klein. Insgesamt kann Nautik in 4 Städten studiert werden.


4. Dauer des Nautik-Studiums und mögliche Studienabschlüsse

In der Regel dauert das Nautik Studium 8 Semester und wird als Bachelor of Science mit einer Bachelorarbeit abgeschlossen. Insgesamt werden dabei 240 ECTS-Punkte (Credit Points) erbracht.

Master-Studiengänge gibt es bisher nicht, wer weiter studieren will, muss auf ähnliche Studiengänge ausweichen.

Nautik: Studiendauer (Regelstudienzeit)
Bachelor8 Semester

Studienformen des Nautik-Studiums

Die klassische Form des Nautik-Studiums ist das Vollzeit-Präsenzstudium. Man studiert Vollzeit an einer Hochschule, an der man praktisch täglich zu Veranstaltungen (Vorlesungen, Übungen, Tutorien etc.) geht und wo auch die Prüfungen stattfinden. Vollzeit bedeutet grob 40 Stunden / Woche, wobei in der Realität meist Phasen mit weniger Zeitaufwand anderen (vor allem vor größeren Prüfungen) gegenüberstehen, in denen evt. auch mehr Zeit pro Woche mit dem Studium verbracht wird.


5. Was kostet ein Nautik-Studium und wie finanziere ich es?

Was das Leben als Student:in kostet

Während eines Nautik-Studiums brauchst du eine finanzielle Grundlage für eine Unterkunft am Studienort, für Nahrung, Kleidung, Fahrtkosten, Telefon und Internet sowie Bücher und Arbeitshefte. Je nach Ort und eigener Sparsamkeit liegen die monatlichen Ausgaben – wenn nicht bei den Eltern gewohnt wird – zwischen 748 € und über 1.851 €. Im Durchschnitt geben Studierende inzwischen knapp 950 € im Monat aus.

Der Hauptkostenpunkt ist in der Regel die Miete. Anhaltspunkte zur Höhe im Artikel Mieten für ein WG-Zimmer.

Und wie bezahle ich das alles?

Für alle, die mit knapp 20 ein Studium beginnen, dürfte der gerade angesprochene Studienfinanzierungs-Check gar nicht nötig sein. Für sie sind meist die Eltern die erste Finanzquelle – Details dazu im Artikel Unterhalt von den Eltern.

Haben die Eltern wenig Einkommen, springt das BAföG für Studentinnen und Studenten ein. Für einige kann auch ein Stipendium in Frage kommen.

Ansonsten jobben die große Mehrheit Studierende noch neben dem Studium.

Weitere Möglichkeiten der Studienfinanzierung findest du in unserer Übersicht Geld für das Studium. Oder den Studienfinanzierungs-Check nutzen – dann weißt du schneller, was überhaupt für dich in Frage kommt.


6. Berufsaussichten und Gehalt

Traumberuf Kapitän*in: Nach dem Studium müssen noch Patente erworben werden

Nach dem Studium steht dir eine Laufbahn als Nautische*r Offizier*in oder sogar Kapitän*in frei – Schritt für Schritt musst du dir als Anwärter*in deine Patente erwerben. Im Schnitt dauert es fünf Jahre reine Seefahrtzeit, bis das Kapitänspatent erworben werden kann. Die Investition lohnt sich aber: Ein*e Kapitän*in verdient monatlich – so nach gültigem Heuertarifvertrag – je nach Schiffsgröße – zwischen 6.643 und 8.491 € brutto.

Das Gehalt wird natürlich auch gezahlt, wenn der / die Kapitän*in Zuhause an Land weilt – gar nicht so selten, denn für jeden Monat erhält ein*e Kapitän*in elf bis dreizehn Tage Urlaub. Als Entschädigung für den Vollzeit-Job auf See, der ziemlich anspruchsvoll ist: Der / die Kapitän*in manövriert und navigiert das Schiff, organisiert Wache und Sicherheit, managt Verwaltung, Personalführung und Ausbildung. Ein* nautische*r Wachoffizier*in ist übrigens immerhin noch mit 4.447 € bis 5.431 € monatlich dabei, der / die erste Nautische Offizier*in zw. 4.924 € und 6.126 €.

Auch an Land bestehen mit einem Nautik-Studium Beschäftigungsmöglichkeiten

Doch auch für Landratten kann es sich lohnen, ein Nautik-Studium zu beginnen. Denn es gibt auch auf dem Festland eine Menge Beschäftigungsmöglichkeiten für Nautiker*innen: Im Logistik- und Speditionsgewerbe, als Sachverständige oder Gutachter*innen, als Inspektor*innen in Reedereien, als Lots*innen oder beim Zoll finden sich viele Jobmöglichkeiten. Eines ist jedoch in diesem Beruf unabdinglich: Gute Englischkenntnisse. Nur ein Teil der Crew auf Containerschiffen ist deutsch, den größten Teil der Besatzung machen häufig asiatisch stämmige Menschen, russisch stämmige Menschen oder Menschen aus Südamerika aus. Bordsprache ist immer Englisch.


7. Erfahrungsbericht: Auf Umwegen zur Kapitänslaufbahn

Für Martin Brandt lag der Traum, später mal Kapitän zu werden und auf dicken Pötten über die Weltmeere zu fahren für viele Jahre in weiter Ferne. Der Bremer entwickelte in seiner Kindheit ein Augenleiden, das es ihm verbot, eine Kapitänslaufbahn einzuschlagen. Wer heute auf Schiffen anheuert, muss weder aussehen wie Kapitän Iglu aus der Fischstäbchen-Werbung noch wie der spinatfressende Matrose Popeye – aber er / sie muss gesund sein, gut hören und gut sehen können, das ist Voraussetzung. Also ließ sich der Bremer im Hamburger Hafen zum Speditionskaufmann ausbilden, um wenigstens so seinen Schiffen nahe sein zu können.

Mit 29 Jahren dann schlug das Glück zu: Martin Brandt erhielt die Chance sich einer revolutionären Augenoperation zu unterziehen, die seine Sehfähigkeit wieder vollständig herstellen würde. Er packte sie – und nahm wenige Monate später sein Studium der Nautik an der Fachhochschule Oldenburg / Ostfriesland / Wilhelmshaven (OOW) am Standort Elsfleth auf (inzwischen ist der Standort Elsfleth Teil der Jade Hochschule).

Dass die Seefahrt das Richtige für ihn ist, weiß der 33-jährige spätestens seit seinem sechsmonatigen Pflichtpraktikum an Bord eines großen Containerschiffes, währenddessen er halb um den Globus fuhr. Das Wasser, die Weite, das multikulturelle Team – für Martin Brandt die Erfüllung eines lebenslang gehegten Traums. Und seine kaufmännische Lehre war auch keine vertane Zeit: „Als Schiffsoffizier hat man heute jede Menge Verwaltungsarbeit zu leisten“, weiß er. „Da kann ich meine Berufspraxis bestens gebrauchen“.

Auch dass an Bord grundsätzlich Englisch gesprochen wird, findet Bremer wunderbar. "Wer kein Englisch spricht, kann den Beruf im Prinzip vergessen", erklärt Martin Brandt, "Die gesamte Verständigung zwischen den Nationalitäten läuft auf Englisch". Selbst auf hoher See, kein Land in Sicht, hat er so immer seinen Liebslingsduft in der Nase – den Geruch der großen, weiten Welt.
Hinweis: Obiger Bericht stammt aus dem Jahr 2006


Wer sich über die Jobmöglichkeiten im Bereich Seeschifffahrt beraten lassen will, kann sich an folgende Stelle wenden:

Zentrale Heuerstelle Hamburg
Fachvermittlung für Seeleute
Berufsberatung für Seeschifffahrt
Nagelsweg 9, 20097 Hamburg
Tel: 040 / 2485-1313; Fax: 2485-1335
E-Mail:


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Fachgruppe Seefahrt, Nautik


Die Grundlage dieses Artikels war ein 2006 von Anne-Ev Ustorf geschriebener. Er war allerdings vollkommen anders aufgebaut als die nun vorliegende Fassung. Durch die vielen Ergänzungen und Aktualisierungen der Studis Online-Redaktion stammt inzwischen praktisch nur noch der Erfahrungsbericht aus der Urfassung.





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