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Die Weisen der Steine
Geowissenschaften studieren

yarchyk - Fotolia.com (stock.adobe.com)
04.10.2023
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„Was die Welt im Innersten zusammenhält“ fragte sich nicht nur Goethes Faust, sondern diese Frage stellen sich auch Geowissenschaftler*innen. Was genau verbirgt sich hinter diesem Fach? Spoiler: Es geht weniger um Geographie als um den Aufbau und die Entstehung der Erde.

Von Lena Jaumann, ergänzt von der Studis Online-Redaktion


1. Oft gestellte Fragen

Geowissenschaften wird vor allem als 4-semestriger (120 Credit Points) Masterstudiengang angeboten. Es gibt aber auch schon entsprechende Bachelor, meist mit einer Studiendauer von 6 Semestern und 180 Credit Points.

Geowissenschaften kann in über 25 Städten studiert werden, u.a. in Bochum, Frankfurt / Main, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, München und Stuttgart.

Der Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit verzeichnet bei knapp 4.900 vollzeitbeschäftigten GeowissenschaftlerInnen ein Median-Gehalt von 4.467 €. Achtung: Dies ist nicht das Durchschnittsgehalt. Der Entgeltatlas schreibt: „Der Median teilt eine nach der Höhe der Entgelte sortierte Häufigkeitsverteilung in zwei gleich große Teile und steht damit in der Mitte der Verteilung.“

Zunächst werden die Grundlagen der Geowissenschaften und anderer naturwissenschaftlicher Disziplinen wie Mathe, Physik und Chemie gelehrt. Nach und nach wird der Anteil praktischer Einheiten, bspw. Exkursionen, größer. Es werden Mineralen, Gesteinen und Fossilien bestimmt, Besonderheiten geologisch interessanter Gebiete erklärt und geologische Karten erstellt.





2. Inhalte eines Geowissenschaften-Studiums

Die Geowissenschaften kommen im Gegensatz zu den anderen Naturwissenschaften kaum in deutschen Lehrplänen vor. Deshalb ist vielen Menschen unbekannt, mit was man sich denn eigentlich genau in diesem Fach beschäftigt. Häufig werden die Geowissenschaften mit der Geographie verwechselt, die in etwa dem Schulfach Erdkunde entspricht. Geowissenschaftler hingegen wollen grob gesagt den Aufbau und die Entstehung der Erde verstehen. Dabei werden verschiedenste Prozesse betrachtet, etwa das Klima, der Transport von Stoffen wie Wasser und Kohlenstoff, die Bewegung der Kontinentalplatten und vieles andere mehr.

Aus dieser Betrachtung ergeben sich eine ganze Reihe spannender Fragestellungen, die immer mehr an Relevanz gewinnen: die Vorhersage von Naturkatastrophen wie Vulkanausbrüchen, Erdbeben und Tsunamis, der Klimawandel, aber auch die Gewinnung von wertvollen Rohstoffen wie Erdöl, Kupfer und auch Wasser. Daher eignet sich ein Studium der Geowissenschaften für alle Interessierten, die die naturwissenschaftlichen Zusammenhänge auf der Erde als Ganzes verstehen möchten.

Die Hauptdisziplinen der Geowissenschaften

Die Geologie ist die Kerndisziplin der geowissenschaftlichen Studiengänge. Geologen untersuchen im Gelände oder im Labor Gesteine bezüglich ihrer chemischen, physikalischen und physischen Eigenschaften.

In der Geophysik beschränkt man sich, wie es der Name schon sagt, auf die Anwendung physikalischer Methoden. Dabei werden meistens im Gelände seismische, gravimetrische, geoelektrische oder andere Messungen gemacht und die daraus resultierenden Daten in Modellierungen eingepflegt. So können Aussagen über den Untergrund getroffen werden und beispielsweise geeignete Standorte für Erdöl- oder Geothermiebohrungen gefunden werden.

Mineralogen beschäftigen sich mit der Klassifikation und den chemischen und physikalischen Besonderheiten von Mineralen. Diese Disziplin hat sowohl Schnittpunkte mit der Geologie, da Gesteine aus Mineralen bestehen, als auch mit der Materialwissenschaft.

Vertiefungen und verwandte Studiengänge

Die Geologie lässt sich in zahlreiche weitere Teildisziplinen unterteilen. Die Abgrenzung dieser Gebiete untereinander ist jedoch oft nicht eindeutig, auch gibt es oft mehrere Begriffe für jede Disziplin. Zu den wichtigsten zählt beispielsweise die Paläontologie, die sich mit der Klassifikation und zeitlichen Einordnung von Fossilien, also versteinerten Überresten von Tieren und Pflanzen, beschäftigt. Bei der Lagerstättenkunde hingegen geht es um das Auffinden und effiziente Ausbeuten von Bodenschätzen, wie etwa Erdöl, Kupfer und Gold. Hydrogeologen wiederum beschäftigen sich mit wasserführenden Schichten und in diesem Zusammenhang auch mit den praktischen Fragen der Trinkwassergewinnung. In der Geochemie werden Gesteine nach ihrer chemischen Zusammensetzung untersucht und damit beispielsweise ihre örtliche Herkunft und ihr Alter bestimmt.

Strukturgeologen befassen sich mit den geodynamischen Prozessen der Erde, d.h. sie untersuchen die Kontinentalbewegungen und deren Auswirkungen auf die Gesteine, z.B. Gebirgsbildung. Gesteine, die durch Ablagerungen, z.B. Sand, entstehen, nennt man Sedimente. Diese werden von Sedimentologen erforscht, die mit ihren Ergebnissen Lagerstättenkundler unterstützen, da sich viele Rohstoffe wie Erdöl und Erdgas hauptsächlich in Sedimenten ansammeln. Eine weitere angewandte Fachrichtung ist die Ingenieurgeologie. Hier wird der Untergrund von geplanten Straßen, Häusern und anderen Bauwerken untersucht und beurteilt, ob der Boden das Bauwerk trägt oder ob etwa mit gestautem Wasser zu rechnen ist.

Es gibt jedoch auch noch andere Studiengänge, die im weiteren Sinne den Geowissenschaften zugeordnet werden können. Dazu gehören die Geoökologie, die sich als Bindeglied zwischen Umwelt- und Geowissenschaften versteht, die Geodäsie, auch Vermessungswesen genannt, spezialisierte Bergbaustudiengänge und die Geoinformatik. Diese Studiengänge können jeweils nur an relativ wenigen Universitäten in Deutschland studiert werden und werden hier daher nicht näher betrachtet.

Studienalltag

Doch was erwartet nun einen Studenten oder eine Studentin der Geowissenschaften in den ersten Semestern? An den meisten Universitäten verlaufen die ersten vier Semester relativ ähnlich. Im ersten Jahr liegt der Schwerpunkt auf den naturwissenschaftlichen Nebenfächern Mathematik, Physik und Chemie. Daneben werden in einer einführenden Vorlesung die Grundlagen der Geowissenschaften gelehrt. Dies umfasst meistens auch praktische Kurse, die sich mit der Bestimmung von Mineralen, Gesteinen und Fossilien befassen. Auch erste kurze Einführungsexkursionen gehören in der Regel zum Lehrplan.

Im zweiten Studienjahr werden die weiter oben beschriebenen Teildisziplinen weiter vertieft. Dabei kann der Schwerpunkt je nach Universität unterschiedlich ausfallen. Auch die Exkursionen werden nun umfangreicher. Bei den Exkursionen unterscheidet man generell zwischen Geländeübungen (GÜ) und Kartierpraktika (KP). Bei GÜs fahren die Dozenten in größeren Studierendengruppen geologisch interessante Punkte an und erklären die jeweiligen Besonderheiten. Bei KPs hingegen durchstreifen die Studentinnen und Studenten alleine oder in Zweiergruppen selbstständig ein bestimmtes Gebiet und versuchen anhand von Gesteinsfunden eine geologische Karte zu erstellen. KPs dauern in der Regel mindestens eine Woche. Insgesamt kann man damit rechnen, während des Bachelorstudiums etwa 30-50 Tage im Gelände zu verbringen.

links: Exkursion in einem Bergwerk; rechts: Granitverwitterung auf Elba
Johannes Großmann

beide Bilder: Johannes Großmann

Ob unter (links: im Bergwerk) oder über (rechts: Granitverwitterung auf Elba) der Erde: Zu Geowissenschaften gehören Exkursionen

Exkursionen bei Wind und Wetter

Exkursionen werden oft mit Klassenfahrten verglichen und sind für viele Studierende das Salz in der Suppe und der absolute Höhepunkt eines jeden Semesters. Dennoch gibt es auch einige, die genau wegen der Exkursionen ihr Studium vorzeitig abbrechen. Ins Gelände geht man grundsätzlich bei jedem Wetter, außer bei viel Schneefall. Da Gesteine im Sommer oft von der Vegetation überdeckt werden, finden Exkursionen oft im Herbst und Frühjahr bei mäßigen Temperaturen, Wind und Regen statt. Das ist nicht jedermanns Sache.

Studentisches

StudentInnen der Geowissenschaften sind meistens sehr gesellig. So gibt es Anfang Dezember immer ein Fest zur Ehren der heiligen Barbara, der Schutzheiligen der Geologen und Bergmänner, bei dem die Erstsemester zu Geologen "getauft" werden. Auch die Studentinnen und Studenten der verschiedenen Universitäten treffen sich regelmäßig zur BuFaTa (Bundesfachschaftstagung) Geowissenschaften. Diese findet einmal im Semester statt und wird abwechselnd von den teilnehmenden Fachschaften veranstaltet.

Bei der BuFaTa kann man sich mit Studierenden anderer Unis austauschen, zum Beispiel über geeignete Masterstudiengänge. Es werden aber auch Workshops abgehalten, bei denen hochschulpolitische Positionen ausgearbeitet werden und auch Exkursionen ins Umland stehen auf dem Programm. Eine ähnliche Veranstaltung auf europäischer Ebene ist das EUGEN-Treffen (European Geoscience Student’s Network), das immer Anfang August stattfindet, abwechselnd in den verschiedenen teilnehmenden europäischen Ländern.

3. Dauer des Geowissenschaften-Studiums und mögliche Studienabschlüsse

Geowissenschaften wird vor allem als Masterstudiengang angeboten. Der Master of Science kann meist in 4 Semestern abgeschlossen werden, wobei 120 Credits erbracht werden müssen.

Es gibt aber auch schon entsprechende Bachelor, meist mit einer Studiendauer von 6 Semestern und 180 ECTS-Punkten (Credit Points).

Geowissenschaften: Studiendauer (Regelstudienzeit)
Bachelor6 Semester
Master4 Semester
Bachelor (Teilzeit)12 Semester
Master (Teilzeit)6 Semester

Studienformen des Geowissenschaften-Studiums

Die klassische Form des Geowissenschaften-Studiums ist das Vollzeit-Präsenzstudium. Man studiert Vollzeit an einer Hochschule, an der man praktisch täglich zu Veranstaltungen (Vorlesungen, Übungen, Tutorien etc.) geht und wo auch die Prüfungen stattfinden. Vollzeit bedeutet grob 40 Stunden / Woche, wobei in der Realität meist Phasen mit weniger Zeitaufwand anderen (vor allem vor größeren Prüfungen) gegenüberstehen, in denen evt. auch mehr Zeit pro Woche mit dem Studium verbracht wird.

Daneben gibt es Studienangebote in Teilzeit, d.h. das Studium ist dabei so organisiert, dass man mit geringerem Zeitaufwand pro Woche, aber entsprechend längerer Studienzeit zum Studienabschluss kommen kann.


4. Wo kann Geowissenschaften studiert werden?

Du kannst Geowissenschaften an vielen Hochschulen in Deutschland studieren. Das Studienangebot ist recht groß. Insgesamt kann Geowissenschaften in 29 Städten studiert werden.


5. Was kostet ein Geowissenschaften-Studium und wie finanziere ich es?

Was das Studentenleben kostet

Während eines Geowissenschaften-Studiums brauchst du eine finanzielle Grundlage für eine Unterkunft am Studienort, für Nahrung, Kleidung, Fahrtkosten, Telefon und Internet sowie Bücher und Arbeitshefte. Je nach Ort und eigener Sparsamkeit liegen die monatlichen Ausgaben – wenn nicht bei den Eltern gewohnt wird – zwischen 748 € und über 1.851 €. Im Durchschnitt geben Studierende inzwischen knapp 950 € im Monat aus.

Der Hauptkostenpunkt ist in der Regel die Miete. Anhaltspunkte zur Höhe im Artikel Mieten für ein WG-Zimmer.

Und wie bezahle ich das alles?

Für alle, die mit knapp 20 ein Studium beginnen, dürfte der gerade angesprochene Studienfinanzierungs-Check gar nicht nötig sein. Für sie sind meist die Eltern die erste Finanzquelle – Details dazu im Artikel Unterhalt von den Eltern.

Haben die Eltern wenig Einkommen, springt das BAföG für Studentinnen und Studenten ein. Für einige kann auch ein Stipendium in Frage kommen.

Ansonsten jobben die große Mehrheit Studierende noch neben dem Studium.

Weitere Möglichkeiten der Studienfinanzierung findest du in unserer Übersicht Geld für das Studium. Oder den Studienfinanzierungs-Check nutzen – dann weißt du schneller, was überhaupt für dich in Frage kommt.


6. Berufsaussichten – Chancen und Risiken

Geowissenschaftler arbeiten in der Wissenschaft, in Behörden, in der freien Wirtschaft (in Geobüros oder multinationalen Firmen wie Shell), in der Industrie, in der Öffentlichkeitsarbeit oder im Geotourismus. Die Berufschancen sind heutzutage relativ gut. Laut einer Studie der Bundesagentur für Arbeit meldeten sich im Jahr 2010 insgesamt 600 Geowissenschaftlerinnen und Geowissenschaftler arbeitslos. Davon waren jedoch nur 24% seit einem Jahr oder länger ohne Arbeitsplatz (langzeitarbeitslos). Diesen Zahlen steht eine jährliche Absolventenquote von ca. 1000 gegenüber.

Bachelorabsolventen können jedoch, trotz des offiziell berufsqualifizierenden Abschlusses, auf nur wenige anspruchsvolle Stellenangebote hoffen. Auch variieren die Berufschancen je nach Vertiefungsrichtung zum Teil stark. So ist es etwa für Paläontologen oder Geochemiker in der Regel schwierig, außerhalb der Wissenschaft eine Anstellung zu finden. Gute Chancen haben hingegen Ingenieurgeologen, Hydrogeologen und klassische Geologen mit viel Geländeerfahrung. Auch Mineralogen und Geophysiker können meist recht einfach ins Berufsleben wechseln, vorausgesetzt sie haben sich auf die eher angewandten Bereiche ihrer Disziplin konzentriert.

Eine Promotion schließen etwa 50% der AbsolventInnen ab. Eine wissenschaftliche Karriere bedeutet jedoch, lange Jahre in unsicherem Arbeitsverhältnis mit hohem Leistungsdruck und geringer Vergütung zu leben.

Doch auch außerhalb der Wissenschaft stellt sich der Arbeitsalltag oft anders dar, als von den Absolventinnen und Absolventen gewünscht. Im Gegensatz zum Studium ist Arbeit im Freien eher rar, am Computer dagegen oft Alltag. Gerade mit Erfahrung im Bereich der computergestützten Modellierung kann man heutzutage relativ leicht eine Stelle finden. Viel Geld lässt sich vornehmlich in der Erdöl- und Rohstoffindustrie verdienen. Die Arbeitsbedingungen haben es aber oft in sich, vom Arbeiten auf der Bohrinsel bis zum Leben in Containern in abgelegenen Gebieten auf der Erde. Wer mehr über die verschiedenen Berufsfelder erfahren möchte, dem sei das Buch „Geowissenschaftler im Beruf“ empfohlen, das vom Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler herausgegeben wurde.


7. Gehalt von Geowissenschaftler*innen

Der Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit verzeichnet knapp unter 5.000 vollzeitbeschäftigte GeowissenschaftlerInnen. Ihr mittleres Gehalt (bzw. Mediangehalt) liegt bei 4.755 €.

Mittleres Gehalt ist nicht mit Durchschnittsgehalt gleichzusetzen. Auf der entsprechenden Seite des Entgeltatlas heißt es: „Der Median teilt eine nach der Höhe der Entgelte sortierte Häufigkeitsverteilung in zwei gleich große Teile und steht damit in der Mitte der Verteilung.“


Weitere Informationen


Anmerkung der Redaktion: Die Ursprungsfassung des Artikels ist schon einige Jahre alt, die letzten Aktualisierungen wurden am oberhalb des Artikels angegebenen Datum durch uns vorgenommen.





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